Bundespräsident lädt Kapellmeister, Landesobmann Matthäus Rieger in die Hofburg


Nationalfeiertag: Bundespräsident lädt 1.000 Ehrenamtliche in die Hofburg Fest unter dem Motto „100 Jahre Republik – Österreich sagt Danke“
Wien (OTS) – Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer laden am Nationalfeiertag 1.000 ehrenamtlich Tätige zu einem Fest in die Hofburg ein. Stellvertretend für die rund 3,2 Millionen Ehrenamtlichen in Österreich sagt der Bundespräsident den Eingeladenen im Namen der Republik „Danke“. 
„Österreich ist eines der lebenswertesten Länder der Welt. Das ist auch den vielen Ehrenamtlichen zu verdanken“, betont Van der Bellen. „Sie leisten schnelle Hilfe wenn ein
Haus brennt, bringen Unfallopfer ins Krankenhaus, holen die verunglückte Wanderin vom Berg, unterstützen Schutzsuchende, geben Kindern Nachhilfe, reichen alten Menschen eine tröstende Hand. Die Ehrenamtlichen sind da, wenn man sie braucht und sie packen an.“ 
Das Fest am Abend des Nationalfeiertags ist diesen Heldinnen und Helden des Alltags gewidmet und steht unter dem Motto „100 Jahre Republik – Österreich sagt Danke“.
Für Unterhaltung sorgt an diesem Abend ein buntes Musikprogramm mit einigen Überraschungsgästen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen dankt in seiner Rede allen ehrenamtlich Tätigen. Das Fest am Abend des Nationalfeiertags in der Wiener Hofburg ist allen Heldinnen und Helden des Alltags gewidmet. 
Meine Damen und Herren!
Einen wunderschönen guten Abend. Herzlich Willkommen in der Hofburg!
Meine Frau und ich freuen uns sehr, Sie alle hier zu haben. Es ist einfach schön, Sie hier zu sehen und noch dazu so viele. Es ist Ihr Fest, enn am heutigen Abend feiern und würdigen wir Ihr Engagement! Ein ganz besonderes Danke vorweg an die vielen Musikerinnen und Musiker, die sich zum Thema „100 Jahre Republik“ Interessanten und Witziges haben einfallen lassen. Wenn ich Sie alle heute hier in der Hofburg, im Herzen der Republik, begrüßen kann, so ist das nur angemessen.
Denn Sie sind Sie das Herz unserer Gesellschaft.

Sie sind das Herz unserer Republik. Ich habe mir für heute überlegt: Was wäre, wenn Sie sich nicht engagieren würden? Wie sähe unsere Heimat dann aus? Wenn ein Haus Feuer fängt, es würde vermutlich abbrennen. Wenn jemand krank oder verletzt ist, einen Unfall hat, er oder sie müsste selber ins Krankenhaus finden. Wie soll das gehen? Wenn ein Wanderer abstürzt, es käme keiner um zu helfen. Wenn Schutzsuchende Hilfe brauchen, kaum jemand würde Ihnen beistehen. Wenn nicht Sie mit unseren Kindern und Jugendlichen sporteln, trainieren, sie motivieren, es gäbe keinen Jugendsport. Wenn es keine Musikvereine gäbe, würde niemand Veranstaltungen und Feste mit Musik begleiten und für Stimmung sorgen. 
Lernschwachen Kindern würde niemand bei den Hausaufgaben helfen, wenn die Eltern arbeiten oder überfordert sind. Integration und Inklusion würde ein Stiefmütterchendasein
fristen. Alten und Sterbenden würde niemand die Hand halten, wenn sie keine Familien und Freunde mehr haben. Politisches und soziales Engagement für Flüchtlinge, oder  Einsatz für die Umwelt oder für den Tierschutz gäbe es nicht. Ja. Wenn es Sie alle nicht gäbe, wäre unser aller Leben ärmer, einsamer und kälter. Es würde etwas ganz Entscheidendes fehlen: Ihre Menschlichkeit!
Menschlichkeit macht uns reicher. Menschlichkeit macht uns zu einer Gemeinschaft. Menschlichkeit ist das Feuer, das jede Gesellschaft wärmt.
Menschlichkeit heißt aber auch, unsere Unterschiede zu respektieren, unser Anderssein, unsere Gegensätzlichkeit.
Menschlichkeit heißt auch zivilisiert Streit und Meinungsverschiedenheiten austragen zu können, weil man grundsätzlich den Anderen als Menschen ernst nimmt.
Den starken, den verletzlichen, den fröhlichen, den traurigen, den begeisterten Menschen.
Das ist es, was im Herzen das Österreichische ausmacht: 
Dass wir erkannt haben, dass die Welt eben nicht aus schwarz und weiß, aus unversöhnlichen Positionen besteht.
Eine Lösung zum Wohle aller iegt selten im Extremen, sondern meistens irgendwo in der Mitte. Das Österreichische stellt das Gemeinsame über das Trennende. Denn nur darin liegt das größtmögliche Wohl aller.

Sie alle hier kommen aus unterschiedlichen Bundesländern, haben unterschiedliche Berufe, haben unterschiedliche Lebenserfahrungen und Haltungen, wählen unterschiedliche Parteien, kommen aus der Stadt oder vom Land.
Was Sie eint, ist Ihre Bereitschaft für die Gemeinschaft etwas zu tun, für den Zusammenhalt zu sorgen.
 
Meine Damen und Herren!
Wir feiern demnächst den 100. Gründungstag unserer Republik. Und wir alle wissen nur allzugut, welche Höhen und Tiefen unsere Heimat in diesen hundert Jahren durchlebt hat.
Den mangelnden Glauben aller an die 1. Republik (an Restösterreich). Den unversöhnlichen Streit der Parteien. Die Ausschaltung der Demokratie. Die vorsätzliche Entfesselung des Krieges. Die unsagbaren Grausamkeiten des Holocaust. Nach dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust suchten die Parteien statt des unversöhnlichen
Streits das Gemeinsame, das Verbindende: Das Österreichische, sozusagen. Gemeinsam gründeten sie die 2. Republik, gemeinsam verhandelten sie den Staatsvertrag,
gemeinsam erklärten sie Österreichs immerwährende Neutralität, gemeinsam arbeiteten sie an Österreichs Integration in die EU.
Heute leben wir in Frieden, Freiheit und Wohlstand, haben ein gut funktionierendes Gesundheitssystem, eine starke, stabile Wirtschaft und ein hohes Bildungsniveau.
Menschenrechte, liberale Demokratie und Rechtsstaatlichkeit: Ohne sie kann es das Österreich und das Europa, das wir wollen, nicht geben.
Grund- und Freiheitsrechte, liberale Demokratie und Rechtsstaatlichkeit müssen freilich von
uns allen jeden Tag neu errungen, gesichert und gelebt werden.
 
Sehr geehrte Damen und Herren!
In unserem Land, aber auch in Europa, macht sich leider wieder Polarisierung breit und eine unerträgliche Unversöhnlichkeit. Die Verächtlichmachung der Andersdenkenden, des Mitgefühls, der Mitmenschlichkeit. Die scheibchenweise Radikalisierung der Standpunkte. Das langsame Gewöhnen an Inakzeptables.
Manche von Ihnen hier ernten nicht immer Lob und nicht Dank, für Ihren Einsatz für Menschlichkeit.

Manche von Ihnen werden dafür offen kritisiert und in den Sozialen Medien beschimpft, weil Sie Schutzsuchenden helfen, weil Sie einfach für andere Menschen da sind.
Das dürfen wir nicht akzeptieren! Lassen wir uns nicht einreden, Mitgefühl zu empfinden und zu zeigen sei naiv. Und kein Mitgefühl zu haben sei klug, realistisch und die eigentlich wünschenswerte Norm. Nein, wir sind Menschen. Und ein Mensch hat ein mitfühlendes Herz! Unsere Demokratie muss wachsam sein, kompromisslos gegenüber den Intoleranten, den Feinden der Demokratie. Aber offen und tolerant für den Meinungsaustausch unter Demokratinnen und Demokraten.
Demokratie ist ja die grundsätzliche Bereitschaft anzuerkennen, dass auch die oder der Andere Recht haben kann.
Demokratie will Gemeinsames herstellen, den Interessenausgleich. Das geht nur über den Austausch der Argumente, den zivilisierten Streit, die in einen
Kompromiss münden. Und dafür brauchen wir vor allem Menschen wie Sie. Menschen, die nicht Schuldige und Sündenböcke suchen, sondern Menschen, die täglich für
den Zusammenhalt der Gesellschaft sorgen. Menschen, die nicht lange fragen, die zupacken, wenn ein Mensch verletzt ist, die zupacken,
wenn ein Mensch in Not ist. Menschen, die, wenn die Feuerwehrsirene mitten in der Nach heult, nicht zögern, sondern aus dem Bett springen und den Brand löschen.
Menschen, die für ihre Mitmenschen da sind, Menschen, die sich um mehr kümmern als um sich selbst. Ich bin froh und dankbar, dass es Sie alle gibt.
Herzlichen Dank für Ihr Engagement. Und es ist schön, dass Sie heute Abend hier sind. Sie sind das Herz dieser Republik. Mögen diesen Herzschlag alle in unserem Land deutlich vernehmen.
Danke.

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